Mimiks & LCone
Wir schreiben das Jahr 2009. Mit weichen Knien tigert der 15-jährige Livio Carlin aka LCone in der Garderobe des Pfarreiheims Rothenburg auf und ab. Alles ist angerichtet für seinen ersten Auftritt als Rapper. Als er endlich die Bühne betreten darf, geht gar nichts mehr und er vergisst seinen mühsam einstudierten Text. Der Beat klimpert verlassen durch den Saal, der erhoffte Applaus bleibt aus. Zum Glück ist an diesem Abend jemand anwesend, der den jungen LCone ermutigt, weiterzumachen. «Es ist noch kein Champion vom Himmel gefallen», sagt der ebenfalls blutjunge Mimiks und drückt ihm ein Salitos in die Hand. Bei diesem frühen Aufeinandertreffen konnte sich keiner der beiden Rapper ausmalen, welche Kapriolen das Leben als Schweizer Musiker für sie bereithalten würde, doch das Ziel hatten beide bereits anvisiert: vom Kaff id Charts!
Angel Egli, besser bekannt als Mimiks, durfte bereits früh am ersehnten Erfolg schnuppern. Sein Debut-Album «VodkaZombieRambogang» schoss auf Platz eins der Schweizer Hitparade. Eine Sensation, die mit solch kompromisslosem Rap noch niemandem zuvor gelang. Zudem wurde die Platte im Jahr 2019 vom Lyrics-Magazin zum einflussreichsten Schweizer Rap-Album der Zehnerjahre gekürt. Eine neue Epoche war also eingeläutet. Während Mimiks durch die Schweiz tourte, unter anderem als Vorgruppe von Stars wie Stress, einen MTV Europe Music Award als «Best Swiss Act» abräumte und weitere Alben in den Toprängen der Charts platzierte, begleitete ihn LCone auf Schritt und Tritt sowohl auf der Bühne als Feature-Gast wie auch im echten Leben als Freund.
Angespornt durch die Erfolge seines 041-Kumpels, brachte LCone den dringend nötigen frischen Wind in die arg verkrampfte Schweizer Rapszene. Songs wie «Bäumli» und «Saurus» betraten thematisches Neuland und glänzten mit einem Humor, der landesweit seinesgleichen suchte. Auf der Platin-Single «Dehei» zeigte der Luzerner aber auch seine tiefgründige Seite und meisterte so gekonnt den Spagat zwischen Hits, die locker an jeder Après-Ski-Party gespielt werden können und ernstzunehmenden Rap-Songs. In Pfadilagern und an Primarschulen gehören diese Hymnen bereits zum guten Ton und bescherten ihm mehrere Edelmetall-Auszeichnungen.
Im Zuge der Erfolgswelle sowie den unzähligen gemeinsamen Features und Auftritten wurde der Ruf nach einem Kollabo-Album lauter. Auch in den Köpfen der beiden Luzerner existierte seit jeher der Traum eines gemeinsamen Projektes. Ein Traum, der 2023 in Erfüllung geht. In zahlreichen Studiosessions sowie einem feuchtfröhlichen Aufenthalt in Sevilla gelang es Mimiks und LCone, ein ausgereiftes Soundbild zu kreieren, das ihre beiden Stile perfekt vereint. Schon bei der ersten Single «Vom Kaff id Charts» wird deutlich, die Musik der beiden ist kein billiger Abklatsch angesagter Hypes. Während die meisten Vertreter:innen der Rapszene in ihren Tracks weiterhin «Shawtys» besingen oder ein wenig «viben», berichten Mimiks und LCone unverzerrt aus ihrer tatsächlichen Lebenswelt. Die direkte und bissige Sprache wurde dabei längst zu einem Markenzeichen und verleiht selbst eingängigen Melodien eine unerwartete Tiefe. «Das ist mit Abstand das Krasseste, was wir bis jetzt gemacht haben», sagt Mimiks stolz über die neuen Songs. Nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass die Jungs schon seit über zehn Jahren an ihrer Musik feilen.